Rundbrief 2013

Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer der AGfaN!

Ein ereignisreiches, ja, turbulentes Tierschutzjahr geht zu Ende. Zwei Themen sorgten in Tierschutzkreisen für Aufregung und Empörung: die neuen Eckwerte für die Putenmast und mehrere Tierschutzprogramme für die „Fleischproduktion“, in denen Vertreter einiger Tierschutzorganisationen mit den Wirtschaftsbeteiligten, namentlich einigen Schlachtunternehmen (VION, Westfleisch), Integratoren der Geflügelmast (Wiesenhof) und Lebensmitteleinzelhandel (LEH) kooperieren. Wegen weiterhin bestehender, erheblicher Tierschutzdefizite wie Schnabelkürzen und CO2-Betäubung, kam es zu langandauernder und heftiger Kritik. Darüber berichten wir in diesem Heft ebenso wie über zahlreiche andere Themen. Wir gehen nicht ein auf den Skandal wegen der Überschreitung der zulässigen Besatzdichten bei Legehennen und die mangelhafte Gestaltung vieler oft zu kleiner Ausläufe, bei denen die in den Genehmigungsunterlagen ausgewiesenen Flächen den Hühner nicht zur Verfügung gestellt wurden. An dieser Stelle sei dem „Einzelkämpfer“ Matthias Rackwitz für seine unermüdlichen Recherchen mithilfe von Google Earth und vielen Inaugenscheinnahmen vor Ort gedankt! Er wies nach, was von offizieller Seite des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES in Oldenburg) schon vor Jahren geargwöhnt wurde und auch wir immer wieder erlebten, wenn z.B. bei privaten Besichtigungen und auch bei Exkursionen im Rahmen von Fachtagungen berichtet wurde, dass zu Beginn der „Nutzungsperiode“ etwa 10% mehr Tiere eingestallt werden, damit nach 12 Monaten aufgrund der verendeten Tiere in etwa der zulässige Höchstwert eingehalten wird. Von dieser Erfahrung unterrichteten wir in der Vergangenheit wiederholt bei Anhörungen und Gesprächen etliche Ministe- rialbeamte und sogar Minister, die aber ebenso wenig einschritten wie nach der Veröffentlichung durch das LAVES. Sie, liebe Leser, werden nun fragen, warum wir keine Anzeigen erstatteten. Nun, einen Tierhalter anzuzeigen, der uns tiefe Einblicke in die gängige Praxis gewährt, halten wir für unfair, weil wir davon ausgehen, dass andere, die uns nicht empfangen und berichten, es wahrscheinlich noch viel schlimmer treiben. Außerdem wäre die Beweislage schwierig, weil wir die vorhandenen Tiere ja nicht zählen können und von Insidern gesagt bekamen, dass mit zwei Rechnungen gearbeitet werde, von denen eine mit der genehmigten

Tierzahl dem Veterinäramt vorgelegt und beide zusam- men beim Finanzamt einge- reicht werden. Da aus Grün- den des Betriebsgeheim- nisses kein routinemäßiger Datenabgleich zwischen den beiden Verwaltungen vorge- nommen wird, sind die Ge- setzesbrecher zulasten der in ihrer Gewalt befindlichen Tiere stets auf der sicheren Seite.

Seit nunmehr drei Jahren setzen wir uns dafür ein, dass Rinder und Schafe, die im Sommer auf der Weide leben dürfen, Schutz gegen die Sommerhitze erhalten. Ab etwa 25 bis 30 Grad im Schatten leiden Rinder erheblich und bei ca. 50 Grad in der Sonne unerträglich. Sie suchen dann Schattenplätze auf, sofern diese für sie erreichbar sind. Auf dem Foto der Titelseite ist deutlich zu erkennen, dass sich die in Stallnähe gehaltenen Milchkühe gerne auf den feuchtkühlen Marschboden im Schatten der hohen Eichen am Rand der Weide legen. Bedauerlicherweise nahm sich die seinerzeitige Kieler Ministerin, Frau Dr. Rumpf, dieses Themas nicht an und ihr Nachfolger, Minister Habeck, scheint auch noch vor der Lobby zu kuschen.

Im Namen des Vorstands der AGfaN wünsche ich Ihnen schöne Feiertage und für das neue Jahr alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Eckard Wendt, Vorsitzender

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