Pressemitteilung
Entlarvende
EDEKA-Werbung!
Mit ihrer Jubiläumswerbung „Essen hat einen Preis
verdient: den niedrigsten!“ hat EDEKA
Hannover-Minden einen absolut berechtigten Aufstand der Landwirte ausgelöst.
Außer der verständlichen Protestaktion der Bauern gebührt den Bossen des
Discounters andererseits aber auch ein dickes Lob. Schließlich hat sich EDEKA mit
der Kampagne endlich einmal auf brutalst mögliche Weise selbst demaskiert. Es
wurde unmissverständlich zu erkennen gegeben, dass die Geschäftsführung
keineswegs gerechte Vergütungen für die Erzeuger ihrer Produkte im Blick hat.
Das gilt besonders für landwirtschaftliche Produkte und hier vorzugsweise für
Fleisch und Fleischwaren, die neben Milch und Milchprodukten im Preiskampf
zwischen den Discountern eine besondere Rolle spielen. Die von der
Geschäftsleitung auf Druck der Bauern nachgeschobene Stellungnahme, man habe
die Bauern „nicht verärgern“ wollen, ist vom Niveau her nicht mehr zu
unterbieten. „Solchen Unfug glaubt nur jemand, der sich die Hose mit der
Kneifzange anzieht!“, kritisiert der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für
artgerechte Nutztierhaltung e.V., Eckard Wendt.
Die Verbraucher erwarten eigentlich, dass sie durch
Werbung über Produkteigenschaften sachlich zutreffend aufgeklärt werden.
Inzwischen weiß aber fast jeder, dass das nicht der Fall ist. Vielmehr werden
die Kunden mittels vielfach bewährter, vom Prinzip her aber primitiver
psychologischer Tricks nach Strich und Faden über den Tisch gezogen. Und wenn
das nicht reicht, werden Dumpingpreise ausgelobt, die auf Kosten der Erzeuger
durchgesetzt werden. Wer sich dem Preisdiktat der Großen der
Lebensmittelbranche nicht bedingungslos unterwirft, der wird gnadenlos
ausgelistet. Darunter haben insbesondere die Landwirte zu leiden, die zwar am
Anfang der Produktionskette stehen, aber bei der Wertschöpfung das Schlusslicht
bilden und mit dem schäbigen Rest abgespeist werden. Sie bekommen erst nach
Wochen das, was nach Begleichung der hohen Vergütungen für die
Geschäftsleitungen, die gewerblichen Löhne und die Produktionskosten
übrigbleibt. Im Meierei-Bereich erfolgt die Bezahlung in der Regel erst nach
zwei und mehr Wochen, wobei die gezahlten Preise schon seit vielen Jahren
noch nicht einmal die Vollkosten der Milchviehalter decken. Ähnlich ist es bei
der Schlachtviehvermarktung. Statt gerechter, d. h. kostendeckender Preise und
gerechter Bezahlung der bäuerlichen Arbeitsleistung gefallen sich manche
Schlachtbetriebe auf Kosten der Landwirte in der Rolle von Sponsoren (z.B.
Wiesenhof und Tönnies)!
Die AGfaN empfiehlt den Verbrauchern, wenn es ihnen
irgend möglich ist, direkt bei den Erzeugern, z.B. in Hofläden, einzukaufen.
Insbesondere bei Anbietern auf Wochenmärkten sollte mit festem Blick in die
Augen des Händlers konsequent nachgefragt werden, woher die Ware kommt, denn
mit Blickkontakt lügt es sich nicht so leicht. Wer in Bioläden einkauft, kann
davon ausgehen, dass nicht nur die Landwirte gerechter bezahlt, sondern auch
die Tiere besser gehalten werden. Wer noch einen richtigen, d. h. selbst
schlachtenden Metzger in erreichbarer Nähe hat, sollte ihn dem Discounter mit
der anonymen Ware aus den Großschlachthöfen vorziehen.
Eckard
Wendt