Sondersteuer auf Fleisch

Leserbrief an die Landeszeitung, Lüneburg u.a. (08.01.2020)

Es ist eigentlich ein Trauerspiel, dass es jetzt, nachdem Politik und Tiernutzerlobby die Tierhaltungssysteme gegen den Protest der Tierschutzorganisationen über Jahrzehnte in die falsche Richtung entwickelten, nicht anders möglich sein soll, als die Karre dadurch aus dem Dreck zu ziehen, indem die Mehrwertsteuer für Fleisch und Fleischprodukte angehoben wird, um den Umbau in tiergerechte Ställe mittels eines neuen Subventionstopfes fördern zu können. Viel besser wäre es, endlich die Art der Tierhaltung durch eine verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch und Fleischprodukten einzuführen, wie sie bei Eiern erfolgreich der Fall war. Nur so wären die Verbraucher in der Pflicht, bessere Tierhaltungsstandards, die sie bekanntlich fordern, direkt zu honorieren. Das Kennzeichnungssystem der von den Haltungsbedingungen her völlig unzulänglichen „Initiative Tierwohl“ mit ihren marginalen 6-Cent-Beträgen für das Kilo Fleisch für die liefernden Landwirte, war von Anbeginn an auch wegen der Freiwilligkeit zum Scheitern verurteilt.

Seitens der Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V. empfehlen wir den Verbrauchern dringend, bei örtlichen Metzgereien einzukaufen und sich schriftlich nachweisen zu lassen, woher die Ware stammt und wie die Tiere gehalten und vor der Schlachtung betäubt wurden. Laber-Auskünfte wie „aus guter“, „uns bekannter“ oder ähnlich bezeichneter Haltung sind ebenso wertlos wie „weiß ich nicht“ oder „vom Schlachthof“. Auf keinen Fall sollten Fleisch und Fleischprodukte gekauft werden, wenn die Tiere mit CO2, der tierquälerischsten der gesetzlich erlaubten Methoden, betäubt wurden. Am ehesten sind ehrliche Antworten bei den leider nur wenigen noch selbst schlachtenden Metzgern zu erhalten.

Mit freundlichem Gruß
Eckard Wendt

WA vom 03.01.2017, S. 4, Gemeinsam agieren für mehr Wertschätzung

Thema: Herkunftskennzeichnung für tierische Produkte
Nach jahrelangen entsprechenden Forderungen seitens der Tier- und Verbraucherschützer sowie mehr als 10 Jahre nach Einführung der Eierkennzeichnung, die sich als Erfolgsmodell erwies, tut sich der Gesetzgeber in Form des Landwirtschaftsministeriums immer noch schwer, statt der freiwilligen Kennzeichnung im Rahmen der „Initiative Tierwohl“ (ITW) endlich Nägel mit Köpfen zu machen und klare gesetzliche Festsetzungen einzuführen. Die Folge sind immer mehr Label von Discountern und zwei Tierschutzverbänden. Das ist alles andere als hilfreich, weil es allenfalls dem Handel dient, jedoch auf die Kunden wie „Nebelbomben“ wirkt.
Wir halten es für sinnvoll, dass Verbraucher nicht mit ihren Wünschen hinter den Berg halten, sondern Parteien und Regierungen durch entsprechende Forderungen auf Trapp zu bringen. Ein Mittel in diesem Sinne sind Leserbriefe. Nachstehend finden Sie einige Beispiele.
2019
Eckard Wendt, Winsener Anzeiger und Landeszeitung (Lüneburg), Jan.2019

2018
Eckard Wendt, Süddeutsche Zeitung, Herkunftskennzeichnung,13.03.18
Eckard Wendt, Tagesspiegel (Berlin), Febr. 2018

Zum notorischen Gejammere des Bauernfuktionärs Werner Hilse
Sehr geehrte Damen und Herren!
Bauernfunktionär Hilse meint, die Landwirte sollten für mehr Wertschätzung in der Bevölkerung kämpfen. Werben wäre der angemessenere Ausdruck. Doch wie ist das möglich, solange der Deutsche Bauernverband die Landwirte auf wirtschaftliches Wachsen und damit auf Konkurrenz polt? Auch er weiß doch, dass das Wachsen des einen sehr oft das Weichen eines anderen, also dessen Betriebsaufgabe, zur Folge hat. Wie dabei Solidarität aufkommen kann, sagt er allerdings nicht.
Offenheit und Ehrlichkeit sind Voraussetzung für den Dialog mit den Bürgern. Gut, einige Landwirte praktizieren dies, wie z. B. Familie Benecke in Scharmbeck. Es gibt wenige Ställe, in die Einblick gewährt wird, dies  aber in der Regel nur nach vorheriger Terminabsprache. Wenn überhaupt sind bei Masthühnern allerdings meistens nur Jungtiere zu sehen oder es wird ein verfälschter Eindruck vermittelt, indem der Bestand nach dem „Vorgreifen“ zwecks Schlachtung um den 28. Masttag, also nach Verringerung der Besatzdichte gezeigt, damit der Laie ja nur nicht die gegen Ende der Mastperiode herrschende Enge sieht.
Den einzig richtigen Weg hat meines Wissens erst ein deutscher Geflügelmäster nach dem Vorbild niederländischer Schweinehalter (Aktion „Kom varkens kijken“ / „Komm Schweine ansehen“, www.stapindestal.nl) beschritten. Bei Stefan Teepker in Handrup (Emsland) kann man jederzeit, also rund um die Uhr(!), von einem Besucherraum aus die Lebensbedingungen der Masthühner anschauen (Kurzbericht: http://www.agrarheute.com/dlz/news/oeffentlichkeitsarbeit-blick-haehnchenmast; ausführlich im „dlz magazin“, Nr. 11 / 2016, S. 32 – 34; www.facebook.com/kiekinbox).
Herr Hilse behauptet auch dieses Mal: „Nie zuvor waren unsere Viehställe so tierfreundlich …“. Damit verschweigt er die Probleme, die längst auch unter Tierhaltern diskutiert werden. Nennen will ich hier die Klauen- und Fundament- (Skelett)probleme in den modernen einstreulosen Ställen, in denen die von Natur aus für weiche Böden eingerichteten Rinder und Schweine auf harten Betonböden zu leben gezwungen werden. Ihm sei deshalb dringend empfohlen, diesbezüglich die Fachliteratur zu studieren, z.B. „Krankheitsursache Haltung“ von Prof. Thomas Richter u.a. (2005), „Klauengesundheit bei Zuchtsauen“ von Prof. Martin Ziron (Verlag der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, DLG), „Klauengesundheit beim Rind“ von Dr. Andrea Fiedler u.a. („aid infodienst“ Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V., der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert und am 3.11.16 aufgelöst und z. T. der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung angegliedert wurde).
Eckard Wendt

Wochenblätter vom 07.01.2016, S. 1 (plus S. 14 bzw. 6), „Nitrat im Grundwasser – wie gefährlich ist es“

LB 002/ 2016

Einen nicht unwesentlichen Anteil an der Oberflächen- und Grundwasserbelastung mit Nitrat hat die Massentierhaltung besonders dann, wenn sie gewerblich, also flächenunabhängig, betrieben wird, so dass für die Entsorgung die Nutzung fremder Ackerflächen in Anspruch genommen werden muss … wenn alles korrekt läuft. Fakt ist auch, dass durch die Futtermittelimporte mehr Nährstoffe eingeführt, als durch tierische „Veredelungsprodukte“ exportiert werden. Dadurch fällt mehr Dung an, als hier unter ökonomischen Bedingungen, also ohne widersinnig weite Transporte, sinnvoll eingesetzt werden kann. Auch die Entlastung durch die Biogasanlagen, in denen zu 50% Gülle verarbeitet wird, reicht offenbar nicht, um Überschüsse zu vermeiden.
Die Niederlande zahlten schon vor Jahren Prämien an Massentierhalter, wenn sie die Tierzahlen reduzierten, weil der maximal geduldete Nitratgehalt des Grundwassers von 50 mg/l großflächig überschritten wurde. Daraufhin emigrierten Adriaan Straathof und andere Massentierhalter nach Deutschland, wo sie besonders in Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit offenen Armen aufgenommen wurden. Schon damals war nicht nur Umweltschützern klar, wohin das führen würde.
Wir kommen letztlich also allein schon aus Gründen des Umweltschutzes nicht umhin, Abschied von der Exportorientierung der Nutztierhaltung zu nehmen. Die Devise muss sein: Mit regionalen Futtermitteln für den heimischen Bedarf produzieren!
Mit freundlichem Gruß
Eckard Wendt
Vorsitzender, Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e.V., Auf der Geest 4, 21435 Stelle Tierschutz-Tel.: 04174-5181, Internet: www.agfan.org